Stil­ler Schrei einer ver­lo­re­nen Welt

Statt Him­mel haben wir Hölle auf Erden



Der Ama­zo­nas brennt seit Wochen. Erst nach drei Wochen fin­gen Mas­sen­me­dien an, dar­über zu berich­ten. Lei­der wird in vie­len Bericht­erstat­tun­gen bloss dar­über gefach­sim­pelt und gestrit­ten. Eini­gen passte es gar nicht ins Welt­bild, dass der Ama­zo­nas die Lunge der Erde sei. Nur Exper­ten kamen wenig zu Wort. Aber einer die­ser Pro­fis hatte viel zu sagen: Ricardo Gal­vão, Phy­si­ker und Inpe-Chef.

Inpe ist das Natio­nale Insti­tut für Welt­raum­for­schung, koope­riert mit den Welt­raum­be­hör­den ande­rer Län­der, betei­ligt sich am inter­na­tio­na­len Daten­aus­tausch und managt sogar einen Welt­raum­bahn­hof im Nord­osten Bra­si­li­ens. Dort kam Gal­vão zur Erkennt­niss des flie­gen­den Flus­ses im Ama­zo­nas durch Beob­ach­tun­gen. So wurde seine wis­sen­schaft­li­che For­schung welt­be­kannt und welt­be­rühmt. Weil die Rodun­gen im Ama­zo­nas­becken dra­stisch zunahm, ver­öf­fent­lichte er die Ent­wal­dung laut Inpe im Juni 2019 um 88 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jah­res­mo­nat. Im Juli erhöhte sich der Wert dann sogar auf 278 Pro­zent. Dar­auf­hin ent­liess ihn Bra­si­li­ens Prä­si­dent Jair Bol­so­n­aro.

Über­all auf der gan­zen Welt bren­nen Wäl­der im desa­strö­sen Aus­mass. Aber der Ama­zo­nas bleibt der grösste Dschun­gel mit einer Arten­viel­falt der Fauna und Flora wie nir­gends. Er gilt als einer der kri­ti­schen Klima-Kipp­punkte: Point of no return. Wer Bäume pflanzt, obwohl er weiss, dass er nie in ihrem Schat­ten sit­zen wird, der hat zumin­dest damit begon­nen, den Sinn des Lebens zu ver­ste­hen. Nicht Ego, son­dern Eco: I’m all in. We are all in this tog­e­ther.

No Sci­ence Fic­tion about Extinc­tion



Als ob das alles noch nicht schlimm genug wäre, noch übler sind die Pro­gno­sen nach einer Stu­die von Wis­sen­schaft­lern: Mitte die­ses Jahr­hun­derts wird es die mensch­li­che Zivi­li­sa­tion, wie wir sie ken­nen, nicht mehr geben. Über Bil­dung, Erzie­hung, Kunst und Kul­tur wird man wohl nur noch in Geschichts­bü­chern erfah­ren kön­nen, die sich über­le­bende unter­ir­di­sche Super­rei­che prah­lend und prot­zend (ein)gebunkert haben. Als­bald ist so Wis­sen end­lich, wenn nie­mand mehr daran teil­ha­ben kann. Ganz zu schwei­gen vom Sozial- und Gesund­heits­we­sen.

Die Mensch­heits­ge­schichte ist vol­ler Ver­än­de­run­gen und Über­ra­schun­gen. Im Laufe der Zeit haben wir die Erde so sehr ver­än­dert, so dass wir den Bogen längst über­spannt haben. Nun muss sich das wie­der ein­pen­deln. Also ver­än­dern wir die Welt noch­mals, um die Balance zur Natur wie­der zu fin­den.